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Charles
Dickens "David Copperfield" Band 2
Auch wenn David Copperfield im zweiten
Band von Charles Dickens die Hauptfigur bleibt, so verliert er
doch die Fähigkeit den Leser zu bezaubern und in seinen Bann zu
ziehen. Der nun schon fast erwachsene und sich langsam zu einem
Helden entwickelnde David ruft längst nicht mehr so starke und
liebevolle Gefühle beim Leser hervor, wie der kleine,
herzzerreißend hilflose Junge, der er einst gewesen ist. Den
emotionalen Raum nimmt nun Uriah Heep, der stille Bewunderer,
Neider und Widersacher Davids, ein, der abgrundtiefe Abscheu
hervorruft und mehr als einmal einen kalten Schauer auf dem Rücken
des Lesers erzeugt.
Uriah Heep ist ein windiger, schleimiger und gänzlich
unsympathischer junger Mann und der Anwaltsgehilfe Mr.
Wickfields. Dickens beschreibt ihn als blass, kalt und schlaff
und das ganze Verhalten Uriahs, der Ekel, den der Leser gegenüber
Uriah zu entwickeln beginnt, unterstreicht dieses Bild
zunehmend. Während Uriah sich an David anzubiedern versucht,
empfindet dieser nur starke Abneigung für ihn, ist jedoch zu höflich
es zu zeigen.
David erobert das Herz von Agnes und ihrem Vater Mr. Wickfield
im Sturm, während Uriahs Liebe zu Agnes ungeachtet und
einseitig bleibt.
Dennoch scheint Uriah hingebungsvoll und loyal auf der Seite Mr.
Wickfields zu stehen und ihm helfend unter die Arme zu greifen,
in der Hoffnung einmal die Kanzlei übernehmen zu können.
Schneller als erhofft wird ihm die Verantwortung für die
Kanzlei übertragen, da sich Mr. Wickfield mehr und mehr dem
Alkohol hingibt. Schließlich verliert dieser den Überblick über
seine Geschäfte und verfällt dem Alkohol ganz. Seine Kanzlei
vertraut er Uriah an, da dieser mit der ArbeitsweiseWickfields und dessen Mandanten vertraut ist.
Eines Tages vertraut sich Davids Tante Betsy ihrem Neffen und
Ziehsohn an, der nun nicht nur in enger Bindung zur Agnes steht,
sondern auch selbst an seiner Karriere als Anwalt arbeitet,
indem er an einer renommierten Anwaltskanzlei als Anwaltsgehilfe
vorstellig wird und dort zu arbeiten beginnt. Sie hat einen
tragischen Verlust erlitten, ist am Boden zerstört.
Mr. Wickfield, ihr Vermögensberater und Freund, hat all ihr
Geld verloren. Versoffen. Betsy ist nun mittellos und muss ihr
Heim verkaufen.
David jedoch glaubt an das gute Herz und den Geschäftssinn Mr.
Wickfields und kann sich, trotz dessen so offensichtlicher
Alkoholsucht, kaum vorstellen, dass dieser verschwenderisch und
unvernünftig über das Vermögen Betsys verfügt hat. Als er
Mr. Wickfield besucht, findet er einen von Alkohol und Schuldgefühlen
zerfressenen Mann vor. Doch anstatt diesem Vorwürfe zu machen,
ermittelt David selbst im Fall des verschwundenen Geldes und
macht eine ungeheure Entdeckung.
K. Pitzschk
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