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„Vater Unser“ ist
nach „Cupido“ und „Morpheus“ der dritte erstklassige
Thriller Jilliane Hoffmans, der es sofort in die Bestsellerliste
( Platz 16; stand
13.11.07 Spiegel.de) schaffte.
Die ehemalige Staatsanwältin Hoffman schreibt über ihren
Arbeitsbereich und ihre Aufgaben verpackt in einem Roman der
Meisterklasse:
Nicht ganz so blutig wie seine Vorgänger schildert „Vater
Unser“ ebenfalls das trockene Anwaltsleben gepaart mit Moral,
all den Unschlüssigkeiten, die ein Fall mit sich bringt und
Einzelschicksalen, die es, wie immer, schaffen das Herz des
Lesers zu berühren.
Der Roman hat den typischen Wiedererkennungswert Jilliane
Hoffmans: Eine starke, attraktive Staatsanwältin bringt aufgrund
persönlicher Parallelen zu viel Gefühl in den von ihr zu
verhandelnden Fall ein und verliebt sich zudem auch noch in
einen Mitarbeiter/Polizisten.
Die junge B-Anwältin Julia Valenciano ist normalerweise mit häuslicher
Gewalt und Drogendelikten beschäftigt. Schlägt sich mit einem
übellaunigen Richter und einer Menge Papierkram herum. Doch
dann bekommt sie ihre große Chance und wird als Zweitanwältin
mit einem Mordfall beauftragt. An der Seite ihres Geliebten, dem
Staranwalt Ricardo Bellido tritt sie in die Verhandlung gegen
einen potenziellen Mörder. Der Chirurg Dr. Maquette soll auf
bestialische Weise seine Frau und seine drei kleinen Kinder
ermordet haben.
Ist Dr. Maquette der Mörder? Ist er schizophren, wie seine
Verteidigung behauptet? Warum wird so plötzlich die Todesstrafe
verlangt? Ist Bellido wirklich von der Schuld des Chirurgen überzeugt
oder denkt er nur an seine Karriere?
Von all diesen Fragen und Zweifeln geplagt, hängt sich Julia
dennoch mit ausreichend Biss in die Verhandlung.
Von Anfang an entwickelt der Leser Sympathie für Julia, da sie
mit viel Herz und Verstand ihre eigenen und die Lebensumstände
ihrer Klienten behandelt. Im Gegensatz zu jedem Anwalts-Klischee
besitzt Julia viel Menschlichkeit, Gefühl und Wärme.
Doch gerade aufgrund ihrer ausgeprägten Menschlichkeit sieht
sich Julia plötzlich mit Ungereimtheiten und den lediglich
wagen Vermutungen ihrer Kollegen konfrontiert. Erschwerend zu
ihren Zweifeln an der Schuld des Angeklagten kommen Parallelen des Mordfalls mit ihrem eigenen Leben hinzu.
Der Fall wächst Julia langsam über den Kopf. Sie bringt zu
viel Verständnis und Mitgefühl für den Mörder auf, erinnert
sich ständig an ihr eigenes Schicksal und begeht schließlich
einen schwerwiegenden Fehler.
Der Hoffman typische Überraschungsmoment am Ende des Romans
bleibt hier, trotz aller Bemühungen Hoffmans, leider aus, da er
von Leser schon sehr früh erkannt und durchschaut wird.
Dennoch ist „Vater Unser“ ein Muss für alle Hoffman-Fans.
K. Pitzschk
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